In unserer Videoserie Tell me how you learn sprechen unsere Interviewpartner:innen über das Thema Lernen und eigene prägende Lernerfahrungen. Den Auftakt machte das Projekt MINDKISS mit Dagmar Woyde-Koehler, die von Ulrike Reinhard interviewt wurde. Nun ist Frau Reinhard selbst vor der Kamera und spricht mit uns über ihre Erfahrungen und Gedanken zum Thema Lernen, Digital Learning und Kollaboration. Hier geht es zum Videointerview!

Die ehemalige Basketball-Nationalspielerin, Digitale Nomadin und Unternehmensberaterin lebt seit einigen Jahren in Indien und war lange, bevor die technischen Grundlagen für das World Wide Web geschaffen wurden, schon mit einem eigenen E-Mail Account unterwegs! Zudem bereiste sie mehr als 100 Länder und sprach dabei mit Nobelpreisträgern, hochkarätigen Politikerinnen, Visionären und Unternehmerinnen genauso wie mit Aktivisten und Philosophen. Ihr Leben und ihre Hauptinteressen sind geprägt von Vernetzung: Beim Aufbau von Online- und Offline-Netzwerken setzt sie vor allem auf ergebnisoffene Prozesse, so auch bei ihrem Projekt „The Rural Changemakers“. Ihre Vision: Das Selbstvertrauen der Kinder und Jugendlichen, die in das Projekt involviert sind, zu stärken und sie dazu zu befähigen, ihren eigenen Weg zu finden.
The Rural Changemakers: Bildung und Community-Aufbau
Bildung und der Community-Aufbau bilden hierbei die Kernpfeiler des Projektes. 2014 startete sie das Projekt „Janwaar Castle“ – ein Skateboard Park in einem Dorf mitten im Herzen Indiens. Was als soziales Experiment begann, entfaltete sich zu einer Geschichte des Wandels. Inspiriert vom Projekt „Skateistan“ in Afghanistan setzte sich Ulrike Reinhard zum Ziel, den Kindern und Jugendlichen in Indien Skaten ebenfalls zugänglich zu machen. Im Gegensatz zu Skateistan wählte Ulrike Reinhard jedoch das „Open Sandbox“- Prinzip, das heißt der gesamte Prozess hatte keine vorab definierten Ergebnisse oder vorgefertigte Programme. Einzig zwei Regeln, die für die Beteiligten gelten sollten:
- Girls first: Möchte ein Mädchen skaten und hat kein eigenes Board, muss der Junge sein Skateboard abtreten.
- School first: Ohne Schule kein Skatepark!
Das Erlernen einer kulturfremden Sportart wie das Skaten sollte die Kinder dazu befähigen, neue Fertigkeiten zu entwickeln und dadurch an Selbstvertrauen zu gewinnen. Die Kinder übernahmen schnell Verantwortung und tragende Rollen, so dass sie den Wandel, den sie unter- und miteinander erlebten, mit nach Hause trugen – zu ihren Eltern. So sorgten die Kinder selbst für Veränderungen im Dorf, ohne dass von außen eingegriffen wurde.
Derzeit sind vier neue Skatepark-Projekte in Indien in der Entwicklungsphase – dank Ulrike Reinhards unermüdlichem Einsatz hat sich vor allem in ländlichen Gegenden eine neue Skatekultur etabliert, die für Furore sorgt.
Learning by doing: Dinge tun, statt Theorien entwickeln.
Der Aufbau einer Community und eines Skateparks ist nicht linear, sondern ein ergebnisoffener Prozess, der mindestens zwei Jahre dauert. Es geht jedoch nicht darum, den Beteiligten ein Programm oder eine Idee überzustülpen, sondern eher eine Atmosphäre zu schaffen, indem gemeinsam Kreatives erschaffen und kollaboriert wird.
Was das Lernen betrifft, so ist Ulrike Reinhards Ansatz, Dinge einfach zu tun, statt lange Theorien zu entwickeln. Das bedeutet natürlich auch, dass manches nicht auf Anhieb klappt – doch so wie ein Changemaker, der das Skaten neu erlernt, immer wieder hinfällt und aufstehen muss, so ist auch das Lernen ein Prozess, der offen für Fehler sein sollte.