Wir können uns entspannen, denn auf die Frage: „Wird KI den HR-Bereich in 10 Jahren ablösen oder komplett ersetzen?“ gab es einstimmige Ergebnisse beim LEARNTEC Meinungsbarometer in Karlsruhe. Zu beobachten ist bereits ein zunehmender Einsatz von KI in HR in Projekten und das Sammeln von ersten Erfahrungen im Unternehmensumfeld.

Kurz nachgefragt bei Dr. Kowald, die u.a. verschiedene KI-Workshops und diese in Karlsruhe auch in Präsenz am time4you Stand durchführte.
Künstliche Intelligenz wirft viele Fragen auf. Was waren denn die Fragen der Besucher und Workshopteilnehmer?
Cäcilie Kowald: Es sind häufig zuerst einmal die Vorstellungen zu hinterfragen. Sehr viele Leute haben eine festgefügte Vorstellung: der Chatbot ist so ein Ding, dem stellt man eine Frage und dann wirft er eine Antwort aus. Wir haben hier einen ganz anderen Ansatz, weil wir sagen: wenn wir einen didaktischen Chatbot haben wollen, braucht dieser ein anderes Gesprächsverhalten. Kein Nutzer der Welt wird nach etwas fragen, wovon er gar keine Ahnung hat, das will man aber hin – der Nutzer muss also geleitet werden. Chatbot Konzeption ist also das Wichtige und das Hinterfragen des Systems.
Hast Du einen Lieblingschatbot?
Cäcilie Kowald: Ja, jeden Tag einen anderen. Aber es gibt tatsächlich aus den Projekten den einen oder anderen Bot, der mir ans Herz gewachsen ist und auch mal überraschen durfte.
Generell gilt ja: Alle haben ihre Stärken, sind mal fordernd, verspielt, kauzig oder die Ruhe selbst. Bei Pit zum Beispiel überwiegt der spielerische Ansatz, Wilma beim SIKOMI-Projekt möchte man gleich mitnehmen und der kleine Mathi muss natürlich befreit werden und hat schon jetzt unglaublich viele Fans bei Lehrern und Schülern.
Jüngst erschien euer neues Buch Praxisleitfaden Chatbots. Was war für Dich der Grund dieses Buch mitzuschreiben?
Cäcilie Kowald: Wir haben einen anderen Blick auf Chatbots, die meistens nur technisch gedacht werden und als Dialogmodell agieren sollen. Möglichst viele Fragen, möglichst viele Antworten? Soll das das Ziel sein? Mehr wird oft nicht erwartet. Das ist es aber eben nicht. Wir haben den erweiterten Ansatz dargestellt. Chatbots sind ja technisch schon ziemlich weit und wie bei jedem Tool stellt sich die Frage – was machen wir damit? Wir haben festgestellt, die kommunikative Ebene ist oft unterrepräsentiert und es muss geklärt werden, was es braucht, damit ein wirklich gutes Ergebnis mit Potential und Langfristigkeit, echtem Dialog und keine Eintagsfliege herauskommt.

Wer sollte es lesen?
Kowald: Geschrieben ist es für alle, die sich mit dem Gedanken tragen, einen Bot haben zu wollen und zu gestalten. Für all diejenigen, die konzeptionell, strategisch, entscheidend tätig sind und ein klareres Bild brauchen, was die Einführung bedeutet und natürlich diejenigen, die aktiv an der Entwicklung beteiligt sind – sowohl auf technischer als auch inhaltlicher Seite.
Was ist der größte Irrtum, wenn man über KI spricht?
Zu glauben, es würde ohne menschliche Intelligenz funktionieren.
Weitere Impressionen am Stand der LEARNTEC und Expertenfazit:
Astrid Würthele:
Chatbots waren ein großes Thema ebenso wie Barrierefreiheit, hier gibt es sehr viel Beratungsbedarf. Die Dauerbrenner Learning Management Systeme haben prinzipiell nichts an Anziehungskraft eingebüßt, hinzugekommen ist eher die Frage, wie Diversität auf das digitale Lernen und neue Konzepte einzahlt. Im Grunde geht es immer um den perfekten Mix aus Digital und Präsenz. In der Regel sind Bedarf und Fragen des Fachpublikums sehr gezielt – sowohl beim LMS-Einsatz als auch bei den Autorentools. Das betrifft auch den Aufbau eigener Online Akademien. “
Termin-Hinweis:
In der Live Session am 15. Juni 2023 geht Astrid Würthele auf Möglichkeiten ein, eine eigene Online-Akademie aufzubauen und virtuelle Bildungsplattform zukunftssicher zu gestalten.
Miriam Friedrichs:
„Es kamen sehr viele Teilnehmer, die Redebedarf hatten zu den Themen Chatbots, Diversity und LES. Digitale Lernlösungen bieten jede Menge Flexibilität, denn es wird ja ortsunabhängig und mit verschiedenen Tools gelernt. Die Vorstellung vom Lernen im Unternehmen hat sich auch geändert. Viele Fachbesucher hatten hier sehr konkrete Vorstellungen und konnten sich unsere Praxis- und Branchenanwendungen anschauen. Welche Fragen zu den Trends im Corporate Learning die Besucher beschäftigen? Ein großes Thema ist KI, Potentialanalyse, Gamebased Learning und auch Nachhaltiges Lernen. LES – der Begriff des Learning Ecosystems wird uns auf längere Sicht begleiten und auch bei den regelmäßigen Digitalformaten bei time4you eine Rolle spielen.“
Dr. Michael Roll
„Die interaktiven Workshops wurden hervorragend angenommen. Bei den Teilnehmern stand unter anderem im Fokus: Learning Ecoystems – Wie schafft man es eine ganzheitliche Lernlandschaft mit entsprechenden Schnittstellen und Tools zu etablieren? Was macht das mit der Lernkultur? Der Begriff des LES hat sich meiner Meinung nach und beim Nachfragen in den Workshopsequenzen durchaus durchgesetzt und kann als gesetzt angesehen werden. Nach wie vor ganz wesentlich für den Einsatz im Unternehmen: IT-Sicherheit, Talent- und Kompetenzmanagement. In den Workshops waren strategische Fragen und die Intuitivität beim Nutzen der Plattformen relevant. Bei der internen Bedarfsplanung und für zielgerichtete Qualifizierungsmaßnahmen wird schnell deutlich, dass in der Unternehmenspraxis Kompetenzmodelle oft sehr unterschiedlich gehandhabt werden. Wie man vorhandene und erprobte Kompetenzmodelle mit Softwaretools abbildet, das ist wichtig für die strategische Planung.“
Terminhinweis: time4you wird das Thema „Strategische Kompetenzentwicklung in Unternehmen planen und umsetzen“ im Juni noch einmal – diesmal als Online Format am 29. Juni vertiefend besprechen können.