Von Miriam Friedrichs – Wenn Sie in Ihrer Organisation ein Learning Management System neu einführen oder eine schnell wachsende Online-Akademie aufbauen, erwarten Ihre User ein umfangreiches digitales Kursangebot. Udemy, edX, Lecturio und andere externe Content-Provider in den eigenen LMS-Katalog zu integrieren ist eine kurzfristig realisierbare Option. Die Anbieter verfügen inzwischen über eine große Zahl fertiger Online-Kurse in Bibliotheken bzw. Shops, deren Kataloge Sie in Ihr LMS einbinden können. Auf diese Weise erhalten Ihre User sofort und ohne Medienbruch Zugriff auf ein umfangreiches und vielfältiges Kursangebot in mehreren Sprachen.
Was bringt die Integration von externen Online-Kursen?
Die Lizenzierung von Standard-Content und die Einbindung externer Content-Bibliotheken bietet Ihnen einige Vorteile:
- Von Anfang an ein vielfältiges Angebot an Online-Kursen: Mit der Anbindung einer externen Content-Bibliothek bieten Sie den unterschiedlichen Zielgruppen außerdem von Anfang an ein umfangreiches digitales Lernangebot, sodass jede:r Mitarbeiter:in auf der Lernplattform im Katalog passende Inhalte und Formate findet.
- Mehr Zeit für das Erstellen individueller Lerninhalte, weniger Zeit für die Suche nach Standard-Content: Gerade bei Standardthemen wie Compliance-Schulungen oder Kursen zur Arbeitssicherheit ist es oft sinnvoll, auf ein bereits vorhandenes Standard-Angebot zurückzugreifen. Wenn Sie Bibliotheken oder Kataloge von Online-Kursen integrieren anstatt einzelne Inhalte zu lizenzieren, spart das Zeit, die Sie für das Kuratieren oder das Erstellen individueller Inhalte einsetzen können.
- Kuratierter E-Learning Content: Als E-Learning-Verantwortliche können Sie das externe Angebot kuratieren, d.h. für jede Zielgruppe passende Angebote auswählen. Benötigt Ihre spezielle Zielgruppe beispielsweise Weiterbildungen zum Thema IT, lizenzieren Sie beim externen Anbieter dann nur diesen Teilbereich des Katalogs.
- Nischen- und Spezialthemen verfügbar: Anbieter wie Udemy, edX, Udacity, Linkedin Learning, Lecturio, Weka und andere haben oft auch sehr fachspezifische und außergewöhnliche Themen in ihrem Programm. So bedienen Sie auch besondere Zielgruppen wie etwa sehr spezialisierte technische Expert:innen mit einem passenden Weiterbildungsangebot.
Ausgewählte Anbieter von Online-Kurs-Bibliotheken im Schnell-Check: Themen, Reichweite und spezifische Schwerpunkte
Das Themenspektrum der unterschiedlichen Anbieter ist vielfältig und umfasst sowohl Kursangebote zu fast allen Fachthemen als auch Inhalte zu Soft Skills und allgemeinbildenden Themen. Jeder Anbieter setzt in seinem Kurskatalog besondere Schwerpunkte. Bekannte Anbieter sind zum Beispiel edX, Udacity, Udemy, LinkedIn Learning, Weka, Lawpilots und Lecturio. Hier ist der Schnell-Check!
edX: In English, please! Online Master’s Degree wanted?
edX ist die zweitgrößte MOOC-Plattform mit mehr als 20 Millionen Teilnehmenden. Die Plattform punktet mit einem englischsprachigen Angebot von mehr als 4000 Kursen sowie Online Bachelor’s und Master’s Degrees in Kooperation mit namhaften Universitäten wie MIT und Harvard zu Themen wie
- Computer Science
- Business & Management
- Marketing
- Psychologie
- Sprachen
Udacity: Zwei Fliegen mit einer Klappe: Englisch und Informatik
Wer nach einer Weiterbildung im Bereich Informatik sucht, wird bei Udacity fündig. Schwerpunkt des rein englischsprachigen Kurs-Angebots sind unter anderem Kurse zu:
- Data Science
- Programming & Development
- Artificial Intelligence
- Business
- Autonomous Systems
Udemy: Ein bunter Blumenstrauß an Online-Videokursen
Die US-amerikanische E-Learning-Plattform Udemy ist mit über 210.000 Online-Videokursen und einer umfangreichen Sprachauswahl einer der größten Anbieter. Top-Kategorien im Kurskatalog sind:
- Design
- Persönliche Weiterentwicklung
- Business
- Marketing
- IT & Software
Lecturio: Nachhilfe in Jura oder Medizin gefällig?
Gestartet als Anbieter für deutschsprachige Videokurse mit Hauptfokus Jura, Medizin und Wirtschaft, bietet Lecturio mit Sitz in Leipzig inzwischen auch weitere Themen für den Unternehmensbereich an:
- BWL
- Projektmanagement
- Marketing
- Interkulturelle Kompetenzen
- Vertrieb
Wie lassen sich die Kurse von Udemy, edX, Lecturio und anderen ins LMS integrieren?
Die Zauberworte “Schnittstelle” und “Standard”
Ein zentrales Element jeder Lernplattform ist der Kurskatalog oder Shop, über den die User nach geeigneten Kursen suchen, diese buchen bzw. freischalten und anschließend im LMS bearbeiten. Standardformate für die Integration von externem E-Learning Content und weiteren Tools sind die Standards SCORM, xAPI und LTI. Darüberhinaus gibt es anbieterspezifische, sogenannte proprietäre, Standards und Schnittstellen, über die Anbieter von Lernplattformen die externen Content-Angebote integrieren können.
Zwei Beispiele: LTI und Udemy
Über eine Standard-Schnittstelle wie beispielsweise IBT LTI Advantage integrieren Sie die Content-Bibliotheken von externen Anbietern nahtlos und unkompliziert in das LMS. Manche Anbieter nutzen jedoch eigene, proprietäre Schnittstellen. Die LMS-Hersteller implementieren dann ihrerseits die jeweiligen proprietären Protokolle des Content-Anbieters, um den Katalog z.B. von Udemy im LMS für die User transparent anzuzeigen.
Sie wollen wissen, wie das im LMS aussieht? IBT LXM unterstützt verschiedene externe Content-Bibliotheken – vereinbaren Sie also gerne eine Online-Demo, um sich selbst ein Bild von den Optionen zu machen:
Was kostet es, Udemy, edX, Lecturio und andere Anbieter ins LMS zu integrieren?
Der Zugriff auf das externe Kursangebot kostet in der Regel eine monatliche oder jährliche Gebühr, deren Höhe von der Anzahl der User und der Anzahl der lizenzierten Online-Kurse abhängt. Sie kaufen üblicherweise entweder einzelne digitale Kurse oder externe Content-Bibliotheken einkaufen bzw. lizenzieren und in Ihr LMS mit Hilfe von Schnittstellen integrieren.
Optimale User Experience und Reporting im eigenen LMS
Eine optimale User-Experience trägt entscheidend dazu bei, dass Ihre Mitarbeiter:innen oder Kunden die Lernplattform und das Kursangebot häufig und gerne nutzen.
Wenn Sie externe Content-Bibliotheken in Ihr LMS einbinden, bleiben Ihre User im Katalogbereich in ihrer vertrauten Lernumgebung und durchlaufen den kompletten Such- und Buchungsprozess, wie sie es gewohnt sind. Dies gewährleistet eine bestmögliche User Experience, denn es entsteht kein Systembruch. Erst nach dem Starten des Kurses im gewohnten LMS werden die Nutzer in die externe Umgebung geleitet und arbeiten dann dort den Kurs durch.
Darüber hinaus bieten einige Anbieter die Option, das Nutzungsverhalten der User zu erfassen und anschließend auszuwerten. Außerdem werden externe Kurse dann in der Lernhistorie der jeweiligen User gelistet und Lernfortschritte und Abschlüsse angezeigt, die der User archivieren und downloaden kann.
Wie wähle ich die richtige Content-Bibliothek aus? Darf es mehr als eine sein?
Bevor es an die Auswahl der passenden Content-Bibliothek geht, stehen ganz am Anfang einige grundsätzliche Überlegungen:
- Welches Budget habe ich und welches Tool nutze ich?
- An welche Zielgruppen richtet sich mein Angebot?
- Sind es „White Collar Worker“, die hauptsächlich im Büro arbeiten, oder Mitarbeitende in der Produktion, im Einzelhandel oder in sozialen Einrichtungen, also Menschen, die in der Regel keinen festen Schreibtischarbeitsplatz haben?
- Plane ich digitale Lernangebote für Führungskräfte, Team-Mitarbeiter:innen oder neue Kolleg:innen (Onboarding)?
Im Fokus: Ihre Zielgruppe(n)
Jede Zielgruppe hat unterschiedliche Bedürfnisse. Dies betrifft sowohl die inhaltliche Seite als auch die Lernformate. Außerdem spielt die Kurssprache eine wichtige Rolle. Für internationale Zielgruppen gibt es ein großes Angebot an englischsprachigen digitalen Kursen und für nur deutschsprachige Mitarbeitende eine umfangreiche Auswahl an Kursen auf Deutsch.
Selbstverständlich können Sie auch mehr als eine Content Library in Ihr LMS einbinden, abhängig von den Anforderungen Ihrer Zielgruppen und Ihrem Budget.
Viele Wege führen nach Rom: Welche Medienformate passen für meine Zielgruppe
Heutzutage gibt es eine große Vielfalt an digitalen Lernformaten, die Ihren Mitarbeiter:innen eine hohe Flexibilität und vor allem selbstgesteuertes Lernen ermöglichen:
- Web Based Trainings
- MOOCs
- Micro Learning und Learning Nuggets
- Video-Tutorials oder Erklärfilme
- Podcasts
- Augmented Reality (AR)
- Virtual Reality (VR)
- Digital Game Based Learning und Serious Games
Ein LMS bietet als zentraler digitaler Lernort die Möglichkeit, alle gängigen und trendigen Lernformate zu integrieren.
Bei der Auswahl der passenden externen Content-Bibliothek sollten Sie deshalb auch darauf achten, welche Lernformate enthalten sind, damit Sie für Ihre Zielgruppe die bestmögliche Zusammenstellung einkaufen.
„Das wahre Geheimnis des Erfolgs ist die Begeisterung“ (Walter Chrysler): Wie geeigneter Content zum Lernen motiviert
Die Auswahl des passenden Contents für die jeweilige Zielgruppe trägt entscheidend zur Motivation und zum nachhaltigen Lernerfolg Ihrer Mitarbeitenden bei. Neben der inhaltlichen Seite ist hier auch die Art der Vermittlung durch unterschiedliche Medienformate relevant. Findet der eine Video-Tutorials hilfreich, erarbeitet sich die andere neue Inhalte lieber mithilfe eines Web Based Trainings. Oder liest ein Buch, aber hier geht es ja um das digitale Lernen.
Eine gute Übersicht über die Vor- und Nachteile der einzelnen digitalen Medienformate aus mediendidaktischer Perspektive bietet der Beitrag „Berufliche Weiterbildung im Kontext der digitalen Transformation. Digitale Methoden und Medienformate zur Gestaltung beruflicher Bildungsinhalte“ des Forschungsinstituts Betriebliche Bildung (f-bb). Die dargestellten Vor- und Nachteile basieren auf den Ergebnissen empirischer Untersuchungen in mediendidaktischen Kontexten.
Falls kein Standard-Content zu Ihren Anforderungen passt: Content selbst erstellen oder erstellen lassen
Sie haben nun also die strategische Entscheidung getroffen, welche Art von Lerninhalten Sie benötigen und mit welchen externen Kurs-Anbietern Sie diesen Bedarf decken wollen.
Möglicherweise stellen Sie jedoch fest, dass Sie neben dem Standard-Content auch ganz speziell auf Ihre Organisation zugeschnittenen Content benötigen. Reicht Ihnen beispielsweise ein Standardvideo zum Thema Arbeitsschutz nicht aus, weil bei Ihnen Prozesse ablaufen, die es woanders so nicht gibt?
Dann führt kein Weg daran vorbei, ergänzend zum Angebot „von der Stange“ den E-Learning Content entweder selbst zu erstellen oder erstellen zu lassen.
Option 1: Content selbst erstellen mit einem Autorentool
Herausforderung: Die Erstellung von eigenem Content ist relativ zeitaufwändig und benötigt einiges an didaktischer, inhaltlicher und technischer Expertise. In größeren Organisationen übernimmt diese Rolle meistens ein Content Creator oder E-Learning-Spezialist. In kleineren Organisationen fehlen jedoch am Anfang und manchmal auch darüber hinaus oft die Ressourcen, um maßgeschneiderten Content selbst zu entwickeln.
Zahlreiche Tipps für die Konzeption und Umsetzung eigener Web Based Trainings und Microlearnings erhalten Sie in der Checkliste WBT & Microlearning: So gestalten Sie überzeugende Web Based Trainings.
Option 2: Beauftragung einer auf E-Learning Content spezialisierten Agentur
E-Learning-Agenturen entwickeln für Sie individuelle digitale Lerninhalte, die auf Ihre Organisation und Ihren Schulungsbedarf zugeschnitten sind. Eine gute Agentur sollte in der Lage sein, unterschiedliche Formate zu bedienen (WBTs, Micro Learnings, Gamification, Erklärvideos etc.). Für die Erstellung von maßgeschneidertem Content können je nach Art und Umfang des Contents höhere Kosten anfallen als für den Einkauf von „Content von der Stange“.
Fazit: Die richtige Mischung macht’s!
Indem Sie Content-Provider wie Udemy, edX, Lecturio & Co. in den Katalog Ihres LMS integrieren, bieten Sie Ihren LMS Usern kurzfristig eine große Bandbreite digitaler Kurse. Und auch wenn das digitale Lernen bei Ihnen schon fest verankert ist, lässt sich das vorhandene Kursangebot mittels externer Kataloge sehr gut z.B. um fremdsprachige Angebote oder spezielle Nischenthemen erweitern.
Wie so oft im Leben gilt auch hier: Die Mischung aus vorhandenem Content, den Sie über externe Content-Bibliotheken in Ihr LMS einbinden und individuell erstellten Inhalten macht’s! So bringen Sie Abwechslung und Vielfalt in Ihr internes E-Learning-Angebot.